Bieler Tagblatt vom 3. September 2012
Ich bin nicht Kurt
In der 2. Liga regional haben sich Büren und Azzurri Biel 2:2 getrennt. Der neue Büren-Trainer Albertoz Murtaj schnürte sich wieder nicht ganz freiwillig seine Fussballschuhe.
Bild: Oliver Gresset / Bieler Tagblatt
Moritz Bill
Auf den ersten Blick könnte man meinen, nicht Albertoz Murtaj, sondern sein Assistent Ricardo Molina sei der Chef auf der Bank beim FC Büren. Murtaj kommuniziert während des Spiels nur vereinzelt, dafür gezielt, mit seinen Spielern. Die Zwischenrufe von Molina hingegen waren gestern Nachmittag vor allem in der ersten Halbzeit so laut und fordernd, dass sie an jene von Ex-Büren-Trainer Kurt Baumann erinnerten. Der Schiedsrichter-Assistent an der Seitenlinie ermahnte Molina mehrere Male.
Murtaj seinerseits feuerte seine Spieler immer wieder an, indem er in die Hände klatschte. , sagt der 30-jährige Murtaj. Er erklärt, dass alle seine Spieler erwachsen seien, und deswegen müsse er mit ihnen nicht wie mit Junioren umspringen. Doch gestern sei er in der Kabine während der Halbzeitpause ungewohnt laut geworden, sagt Murtaj. Es waren mahnende Worte, denn sein Team lag zur Pause in Führung. Scheidegger wurde kurz nach Beginn der Partie im gegnerischen Strafraum vom Azzurri-Goalie Persichini von den Beinen geholt. Den fälligen Elfmeter verwandelte Blaser sicher. «Wir hätten dieses Spiel auch 1:0 gewinnen können», meinte Murtaj nach dem Schlusspfiff. Doch es kam anders.
Nach dem frühen 1:0 konnte Büren in der ersten Halbzeit zwar ein wenig mehr Ballbesitz verzeichnen, doch verloren die Spieler von Murtaj auch häufig den Ball unnötig. Die Abstimmungen und Mechanismen funktionieren in der jungen Mannschaft noch nicht so, wie sie sollten. Immer wieder wies Torhüter und Captain Beyeler seine Hintermannschaft zurecht. Azzurri Biel wusste aber nicht von diesen Unsicherheiten des Gegners zu profitieren. Das Team von Trainer Rocco Cinotti wirkte in der ersten Halbzeit etwas gehemmt.
Drei Elfmeter
Entschlossener agierten die Spieler von Azzurri Biel nach der Pause. Keine fünf Minuten waren nach dem Wiederanpfiff gespielt, da flankte Colamartino von links auf den freistehenden Brack, welcher den Ball direkt ins Netz beförderte. Und es kam noch besser für die Gästemannschaft. Wenige Minuten nach dem Ausgleichstreffer liess sich Colamartino vom Penaltypunkt nicht zweimal bitten und schloss souverän zum 2:1 ab. Dieser Elfmeterentscheid war bereits fragwürdig, doch als der Unparteiische kurze Zeit später erneut auf den Penaltypunkt zeigte, war das Erstaunen sowohl bei den Akteuren wie auch bei den Zuschauern gross. Ein angebliches Handspiel im Strafraum vom Azzurri sorgte in der Folge für den 2:2-Endstand.
Die Verletztenliste ist bei Büren zurzeit lang. Deshalb wechselte sich Coach Murtaj in der 2. Halbzeit gleich selbst ein. Ein Treffer, wie im letzten Spiel gegen Delsberg, gelang ihm aber nicht. «20 Minuten kann ich noch mithalten», sagte der ehemalige FC-Biel-Spieler nach der Partie. Mit dem einen Punkt sei er zufrieden, «doch wir müssen uns noch steigern». Er sehe viel Potential in der jungen Mannschaft, die auf diese Saison hin einige Abgänge zu verzeichnen hatte.
Auch Azzurri-Biel-Trainer Cinotti wertet den gewonnen Punkt positiv. «Büren hat stark gespielt», sagte er. Seine Spieler hätten Mühe gehabt, sich auf dem arg in Mittleidenschaft gezogenen Platz richtig entfalten zu können.
Fieberte nicht nur an der Seitenlinie mit: FC-Büren-Trainer Albertoz Murtaj griff auch gestern wieder ins Spielgeschehen ein. Bild: Olivier Gresset
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