Mit freundlicher Genehmigung des Bieler Tagblatt (25. Mai 2023)
Beat Moning
Bild: Tanja Lander
«Ich will mich bei YB durchsetzen»
Mit 14 Jahren verlässt Leon Ramadani die Bieler Fussball-Academy und schliesst sich dem YB-Nachwuchs an. Der Bürener U15-Natispieler hat auf dem Weg zum Profifussballer grosse Ambitionen.
Es war ein YB-Sichtungsanlass, als Leon Ramadani den YB-Coaches unter dem Leiter Nachwuchs Christian Franke aufgefallen war. «Es kamen so die ersten Kontakte zustande», erinnert sich Franke. Mit dem Vermerk, dass der Weg im Footeco in der Regel über den regionalen Ausbildungsklub erfolgt. Leon Ramadani hat sich dem Nachwuchs des FC Biel via Team Seeland angeschlossen, als er elfjährig war. Er kam von seinem Wohnort und somit vom FC Büren.
Dass es nun doch etwas schneller ging als vorerst vorgesehen, hat einen einfachen Grund. Den erklärt Andy Egli. Der ehemalige 80-fache Internationale und soeben 65 Jahre alt gewordene ehemalige FC-Biel-Trainer hat eine eigene Firma, hat Mandate im Trainerbereich, hält Referate und ist nicht zuletzt Berater von gegen 35 Spielerinnen und Spielern. «Die haben alle Talent. Doch dieses muss auch entsprechend gefördert werden», sagt Egli. Dass er Interesse hat, diese Akteure zu Leistungsteams von Grossklubs zu «transferieren», versteht sich von selbst. Es liege aber am Spieler und an den Eltern, ein Engagement einzugehen. YBs Nachwuchs-Leiter Franke sagt dazu: «Im heutigen Fussball sind die Scouts und Berater überall anzutreffen. Wir handhaben es aber so, direkt mit den Spielern und den Eltern zu diskutieren.» Vorab bis sicher zu jenem Zeitpunkt der Volljährigkeit.
Die Türen in Biel bleiben offen
Dass Leon Ramadani von Biel nach Bern wechselt und nicht zu Neuenburg Xamax, dem Partner der Bieler Academy, hat einen logischen Grund. Umberto Core, Leiter der Bieler Academy: «In diesem Fall ist es sicher richtig, dass Leon Richtung Bern geht, von der Sprache her, vom Weg her, von der Schule her.» Noch geht Leon Ramadani in Büren zur Schule, kann so auch zweimal an einem Morgen in Biel trainieren. Ob dies auch weiterhin so der Fall sein wird, ist offen. Mutter Valentina Ramadani sagt: «Leon macht das neunte Schuljahr in Büren, erst danach schauen wir für eine Sportschule in Bern oder für eine Sportlerlehre. » Core ergänzt: «Die Türen sind bei uns immer offen. Ist es für alle vernünftiger, dass er die Zusatztrainings noch im näheren Biel macht, kann er bei uns die beiden Trainings absolvieren.» Ein Entscheid, der auch noch zu fällen ist.
Andy Egli verfolgt nach einem Tipp des Fussballinstruktors Ruedi Moser den jungen Leon Ramadani seit ein paar Jahren. «Wir haben uns mit Andy getroffen und uns sofort verstanden, ohne dass wir da gleich einen Vertrag unterschrieben hätten», sagt Valentina Ramadani, die Mutter. Die wie ihr Mann Latif arbeitet und mit dem 12-jährigen Sohn Ledion ein weiteres Kind zu betreuen hat. «Wir in der Familie verstehen nicht viel von Fussball, aber wir alle wollen nur das Beste für Leon und für uns ist der nächste Schritt, wenn schon die Möglichkeit besteht, diesen bei den Young Boys zu tun.» Zu den Verantwortlichen von Young Boys habe man ein gutes Verhältnis, ebenso zu jenen in Biel. «Schön zu sehen, dass es allen vor allem um den Spieler geht und auch um seine Ausbildung.»
YB scoutet im Seeland vorsichtig
Die Berner Young Boys selbst werden aufgrund dieser Biel-Xamax-Liaison nur mit Zurückhaltung aktiv. «Aber wenn ein Spieler wie Leon aus beispielsweise logistischen Gründen zu uns kommen will, schauen wir uns die Situation des Spielers und seiner Familie sicher an», hält Christian Franke fest. Klar ist aber auch, dass die Young Boys die internationalen Nachwuchsspieler so oder so auf dem Radar haben. Dass man indes in der Tat im Seeland mit Scouting zurückhaltend ist, zeigt die Tatsache auf, dass aktuell nur sechs Seeländer in den verschiedenen Nachwuchsteams von YB figurieren. «Wir haben mit den Klubs im Grossraum Bern, zu welchen auch der FC Biel gehört, einen guten Kontakt und ein offenes Verhältnis, wenn ein Wechsel zu uns ansteht », sagt Franke und nennt beim FC Biel die beiden Führungskräfte der Bieler Academy, Claude Vögele und Umberto Core. Es werde eine Vereinbarung getroffen, wonach der FC Biel im Hinblick auf eine allfällige Profikarriere partizipiere und so für die Ausbildungsjahre auch entschädigt werde.
Dieses Vorgehen bestätigt Core. «Die Zusammenarbeit ist in der Tat gut, auch wenn es Xamax lieber sehen würde, dass die Spieler in der eigenen Partnerschaft bleiben.» Er nennt auch den 20-jährigen Noé Kauer. Er kam via die Jugendklubs Aegerten-Brügg und Grünstern zu Biel, wechselte dann zu YB. Da verletzte er sich schwerer und kehrte nun zu Biel zurück. Er trainiert mit der ersten Mannschaft und wartet auf einen Einsatz. Und auf einen Vertrag für die nächste Saison.
Was macht es also so spannend, einen Leon Ramadani in den eigenen Reihen zu wissen? «Er ist ein Linksfuss, das ist schon per se ein Vorteil, und er hat sich zuletzt gut entwickelt, auch wenn er körperlich eher ein Spätzünder ist», sagt Franke. Leon Ramadani wird im September 15-jährig und wird ab Sommer dem U16-Team von YB angehören. Dort wird er regelmässig zum Einsatz kommen, da die Teams auf den jeweiligen Posten nur doppelt besetzt sind.
Der mentale Aspekt ist wichtig
Andy Egli ist bei der Beurteilung eines Spielers kritisch und somit auch entsprechend ehrlich. «Wir brauchen ein offenes Verhältnis. Der Spieler muss wissen, woran er ist, worauf es ankommt, was von ihm erwartet wird.» Leon habe entsprechendes Talent, aber den nötigen Biss, sich im Leistungsfussball durchzusetzen, den müsse man sich aneignen. «Er hat gute Voraussetzungen, was aber nichts heisst. Er ist für sein Alter technisch überdurchschnittlich und Linksfuss, das ist nicht zu unterschätzen. Der ganze Entwicklungsprozess braucht aber viel Zeit und Energie.» Leon Ramadani ist aktuell eher scheu, auch auf dem Platz. «Er muss seinen Charakter nicht verändern, aber in seiner Position als Spieler im Mittelfeld muss er seine LeaderFähigkeiten ausbauen und konstanter werden. Das geht nicht von heute auf morgen, das ist auch eine mentale Geschichte», so Egli. Da wolle man ihm zur Seite stehen.
Er will die Erwartungen erfüllen
Und was sagt der Spieler selbst? «Ich muss mich überall verbessern, das ist mir bewusst. Vor allem mit dem rechten Fuss muss ich viel arbeiten, damit ich beidfüssig werde. Aber ich will ich bei YB durchsetzen. Das ist mein grosses Ziel.» Leon Ramadani weiss, was er will. Die YB-Meister-Feierlichkeiten hat er aufmerksam verfolgt. Der Real-Madrid-Fan sagt denn auch unumwunden: «Ich möchte mit YB Meister werden.» Der Youngster bringt die Voraussetzungen mit. Das ist schon mal eine gute Basis. Verbunden mit einer weiteren: «Ich liebe Fussball und habe einfach Spass an diesem Spiel. Da möchte auch ich aus mir das Beste herausholen, die in mich gesetzten Erwartungen erfüllen. Ich will mir nicht eines Tages vorwerfen, nicht alles auf dem Weg zum Profifussballer gegeben und investiert zu haben», so Leon Ramadani, der im Moment mit dem Bieler U15-Team als Teamcaptain die Saison beendet.
Wir wünschen Leon Ramadani viel Glück und Erfolg!
Bruder Ledion Ramadani
Leon's Bruder, Ledion Ramadani, spielt derzeit bei den Junioren D/9 des FC Büren an der Aare. Seine Trainer Nick Eggenberger und Yannic Kubacki attestieren Ledion ausgezeichnete fussballerische Fähigkeiten. Unseres Wissens spielte Ledion bei den Junioren E im Kader des Team Seeland. Wir sind gespannt, wie er sich entwickelt.
Alles Gute Ledion!
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