FC Grünstern - FCB 1:2 (0:1) - BT
- Hans Peter Gribi
- 20. Sept. 2010
- 3 Min. Lesezeit
Bieler Tagblatt, 20. September 2010
Beide Trainer hatten zu hadern
In einem nach der Pause heiss umkämpften Derby behielt der FC Büren beim vom Abschlusspech verfolgten, weiterhin sieglosen Grünstern mit 2:1 die Oberhand und hisste sich damit an die Tabellenspitze.
Hätte es einer Demonstration bedurft, wie man aus weniger Aufwand mehr herausholt, hätte dieses Derby gutes Anschauungsmaterial geboten. Sicher: Der auf der Erfolgswelle reitende FC Büren holte seinen Sieg nicht unverdient, weil er das kompaktere, ballsicherere Team stellte und mit Michael Blaser in der Abwehr und Reto Rüttimann im linken Mittelfeld zwei starke, routinierte Leistungsträger sowie mit Nils Beyeler einen schnellen Vollstrecker besass. Aber Grünstern setzte diesen Vorteilen nach der Pause, insbesondere nach dem 0:2, viel Kampfgeist, Initiative und Angriffslust entgegen, erspielte sich ebenso viele, wenn nicht mehr Torchancen und scheiterte schliesslich einzig am Abschlusspech. Wenig hätte gefehlt, und wie gegen Vicques und Franches-Montagnes hätte ein «Last-minute-Tor» zum fünften Remis im fünften Spiel geführt. Aber Fraschina traf in der 88. Minute aus nächster Nähe den Ball nicht richtig und Gueisbühler setzte in der 90. Minute seinen Schuss an die Lattenoberkante. 0:1 im wichtigen Moment Die ersten Einschussmöglichkeiten in der sonst relativ ereignislosen 1. Halbzeit gehörten den Platzherren. Schon in der 5. Minute rettete Jarno Beyeler vor Gueisbühler per Fussabwehr, und in der 34. Minute befreite er herauslaufend vor Alain Bernhard. Gutknecht auf der Gegenseite blieb in dieser Zeitspanne weitgehend unbeschäftigt. Dafür schlug Büren im psychologisch wichtigen Moment kurz vor der Pause eiskalt zu, als Routinier Reto Rüttimann nach einer Flanke und einem Rundschlag eines Abwehrspielers in der 43. Minute das 0:1 unterbringen konnte.
Auch nach der Pause schien Grünstern einem Torerfolg nahe, musste doch Jarno Beyeler einen Schuss des sehr aktiven Gueisbühlers zur Ecke abwehren (47.), und nach einer Stunde reklamierten die Ipsacher wohl nicht ganz zu Unrecht einen Penalty für eine zweifelhafte Strafraumaktion an Yildirim. Zudem setzte der oft in den Angriff vorprellende Ruppen einen wuchtigen Kopfball knapp über die Latte (58.). Immerhin hatte kurz zuvor auch Büren wieder eine «Duftmarke» abgegeben, musste doch Mathez auf der Linie einen vom Hüter verfehlten Flankenball beseitigen. Just in diese Phase einheimischen Aufkommens schlug Büren wieder zu, indem Nils Beyeler mit einem Flachschuss kaltblütig das 0:2 realisierte.
Nun verstärkte Grünstern seinen Druck weiter, griff ungestüm an und sah nach einem Gewaltsschuss seines besten Mannes, dem technisch ausgezeichnet bestückten, geschickt antizipierenden und für eine gepflegte Angriffsauslösung sorgenden Mathez den Anschlusstreffer durch Goalie Beyeler vereitelt. Als dafür der bedrängte Beyeler bei einer Flanke für einmal den Ball nicht unter Kontrolle brachte, erbte Claude Schindler zum 1:2, welches eine hektische Schlussphase mit den eingangs beschriebenen beiden Grünstern-Ausgleichschancen einleitete.
Immer zuerst im Rückstand
Grünstern-Trainer Antonello Gallo haderte mit seinem Team, «weil es zum dritten Mal in dieser Saison 0:2 in Rückstand geriet und erst dann richtig Druck aufsetzte.» Immerhin habe es dabei wiederum Charakter bewiesen, doch gelte es künftig, nicht mehr so lange in Passivität zu verharren. «Wir haben Büren selber stark gemacht, weil wir erstens in der Angriffsauslösung zu viele Fehlpässe produzierten und dadurch bei der Ballrückeroberung unnötig Kräfte verpufften und zweitens in der Abwehr dem Gegner zu viel Raum zugestanden.» Trotzdem bleibt Gallo zuversichtlich: «Das Potenzial ist vorhanden, es muss jetzt an Details geschliffen werden.»
Eher erstaunlich, dass auch Kurt Baumann als Trainer des Siegers Büren mit der Vorstellung seiner Elf nicht ganz zufrieden war. «Ich verstehe das nicht: Sie haben diese Woche im Training super gearbeitet, wissen diese Leistung aber im Spiel nur phasenweise umzusetzen. Wir agieren wie eine Equipe, die gegen den Abstieg spielt: Nervös statt ruhig, überhastet statt souverän.» Immerhin holte man trotz suboptimaler Leistung den vierten Sieg und präsentiert sich nun als stolzer Tabellenführer. «Trotzdem, in dieser Mannschaft steckt mehr, als was sie heute gezeigt hat», moniert Baumann weiter. «Vor allem müssten die Routiniers mehr führen, ihre Nebenleute anspornen statt kritisieren und die Stimmung positiv anheizen.» Glücklicher Erfolgstrainer mit solchen Problemen?
Das Derby auf dem Ipsacher Gemeindesportplatz zwischen Grünstern und dem FC Büren an der Aare war äusserst umkämpft.
(pr)

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